Leseprobe:
 
Gitta hockt sich neben ihn, sieht auf sein verzerrtes Gesicht. Sein von übergroßem Erstaunen oder Schmerzen verzerrtes Gesicht. Streicht mit leichter Bewegung über die bleichen Wangen, berührt seine Haare, die blutverklebt sind, betrachtet ihn, ohne sich zu bewegen. Dann legt sie ihre ausgestreckte Hand mit gespreizten Fingern in die Lache von geronnenem Blut, in der sein Kopf liegt, und setzt sie auf den Teppich. Eine rote Hand auf hellem Untergrund. Der Teppich mochte, bevor der Mann erschlagen worden war, fleckenlos gewesen sein. Jetzt ist eine rote Hand darauf, und dann noch eine. Gitta gruppiert um die Hände dunkelrote Rosen, die überall auf dem Teppich und auf dem Tisch liegen. Sie blickt auf das Stilleben zu ihren Füßen, lächelt, nimmt die auf dem Tisch liegende Vase, an derem schweren Fuß auch Blut klebt. Sie wiegt sie in der Hand, hält sie so, wie sie einen Hammer halten würde, hätte sie je einen Hammer angefaßt, macht die Bewegung eines Schlages in die Luft. Sie steht auf, noch mit der Vase in der Hand, führt wieder diese Schlagbewegung aus, die Vase zerschellt an der Tischkante. Gitta schreit triumphierend. Aber sofort hält sie inne, lauscht, sieht erschrocken auf den leblos Liegenden. In das verzerrte Gesicht, das sich nicht bewegt hat, sich niemals mehr bewegen wird. Von ihrer Hand tropft Blut, auch auf den einstmals makellos hellen Teppich. Sie achtet nicht darauf. Schreit nur wieder, dann erschüttert Lachen ihren Körper, zuerst lautlos, dann wird es zum Kichern, zum lauten Lachen, zum Brüllen. Sie wirft die Reste der Vase, die sie noch in der Hand gehalten, auf den Liegenden, geht zum Teetischchen, auf dem das Telefon steht. Sie betrachtet es eine Zeitlang, nun wieder ernst, sieht noch einmal auf den Toten, dann nimmt sie den Hörer, tippt Zahlen ein und sagt: "Mein Mann ist ermordet worden." Sie gibt ihren Namen durch, die Adresse. Legt sich auf die Couch, schläft sofort ein. Es ist der Abend des 2. März.